Kreiszuchtwartschulung 09.04.2017

v.l. Amtstierarzt Michael Schmidt mit den Mitgliedern des Vereines T373 Zella/Rhön

Kaninchenvirus weiter im Vormarsch
Der Amtstierarzt aus dem Landkreis Weimarer Land und Tierschutzbeauftragter des Landesverbandes Thüringen Michael Schmidt informierte umfassend über die momentane Situation des Kaninchenvirus RHD und RHD2.
RHD (Rabbit Hämorrhagic Disease) auch bekannt unter Chinaseuche ist ein Calicivirus, der 1984 erstmals in China aufgetreten ist. Der Virus ist in Deutschland weit verbreitet, aber durch eine Impfung ist ein guter Schutz der Tiere möglich. Die Jungtierresistenz geht bis zur ca. 10. Lebenswoche und die Inkubationszeit beträgt 1-3 Tage.
Der RHDV-2 Virus ist eine neue Variante der klassischen RHD. Es ist weiterhin der Calicivirus der aber nun eine Veränderung in der Oberflächenstruktur aufweist. Aufgetreten ist der Virus erstmals 2010 in Frankreich und in Deutschland im Jahr 2013. Junge Kaninchen können ab der 4. Lebenswoche erkranken und die Inkubationszeit beträgt 3- 5 Tage. Die Verbreitung ist mittlerweile deutschlandweit und auch weiter im Vormarsch, da es keinen zugelassen Impfstoff gibt, der vor beiden Varianten der RHD schützt.
Die Übertragung der Krankheit erfolgt durch direkten Kontakt zwischen Kaninchen oder durch den indirekten Kontakt über Urin, Kot, verunreinigtes Wasser, Futter, Kleidung, Schuhe, Hände, Transportkisten, Käfige usw. als Tröpfcheninfektion über die Luft.
Der Virus ist sehr widerstandsfähig da auch beim relativ warmen Wetter wie +25°C  der Virus 3-4 Monate und bei relativ kaltem Wetter wie 4°C der Virus 7-8 Monate überleben kann.
Einige Begleiterkrankungen des RHDV2 Virus können Kokzidien, Milben, Spulwürmer, Enterocolitis und Schnupfen sein. Daher ist es ganz wichtig, dass die Tiere vor der Impfung gegen Kokzidiose und Entwurmung behandelt werden. Auch sehr entscheidend ist es, dass der gesamte Tierbestand geimpft wird und nicht nur einzelne Kaninchen oder Jungtiere.
Der Amtstierarzt Michael Schmidt empfiehlt die Kaninchen entweder 2 mal mit dem herkömmlichen Impfstoff Cunivak im Abstand von 3 Wochen ab der 4. Lebenswoche oder mit dem kombinierten Impfstoff  Filavac, der sowohl RHD als auch RHD2 Impfschutz enthält, halbjährlich ab der 10. Lebenswoche zu impfen. Doch hier liegt schon das Problem, denn dieser Impfstoff ist zurzeit nur über ein gesondertes Genehmigungsverfahren erhältlich, weil sich der Impfstoff noch in der Genehmigunsphase befindet. Eventuell ab September könnte der Impfstoff zugelassen werden.
Der Halter/Züchter selbst kann zusätzlich eigene Biosicherheitsmaßnahmen treffen, um seinen Kaninchenbestand zu schützen. Dementsprechend durch den allgemeinen Infektionsschutz, der Schädlingsüberwachung von Hund, Katze, Insekten und Schadnager. Außerdem sollten die Kaninchen nach der Ausstellung in Quarantäneställe untergebracht werden und ihnen sollte kein Futter verabreicht werden, wo Wildkaninchen Zugang haben. Weiterhin sollte der Besucherkontakt vermieden werden und eine Reinigung und Desinfektion der Stallanlagen inklusive Näpfe, Tränken und Gerätschaften sollte in regelmäßigen Abständen erfolgen.
Die Toten bzw. verendeten Tiere mit dem Virus dürfen nicht in Feldern oder Gewässern entsorgt werden, da so der Krankheitserreger über weite Flächen verbreitet wird. Eine weitere Besonderheit des Virus ist, dass auch diesmal der Feldhase betroffen ist, im Gegensatz zu der klassischen Form von RHD. Um die Verbreitung durch unsachgemäße Entsorgung der Tierkörper zu verhindern, drohen empfindliche Geldstrafen bei Zuwiderhandlung. Allen anonymen Hinweisen beim Amtstierarzt wird Folge geleistet. Die Tiere können über das Tierkörperbeseitigungsamt, welches die Tierärzte in der Umgebung anfährt, abgegeben werden.

Hier der komplette Vortrag zum Download. : vortrag zur rhdv-2

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